Offe­ner Pro­zess – ein Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum zum NSU-Komplex

Erin­nern. Fra­gen. Infor­mie­ren. In der Kul­tur­haupt­stadt 2025 Chemnitz

 

Mün­chen, August 2025 – Dar­an, dass Natio­na­lis­mus, Ras­sis­mus und Gewalt gegen Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, gegen Geflüch­te­te oder Min­der­hei­ten in Deutsch­land zum All­tag wer­den, dür­fen wir uns nicht gewöh­nen. Umso wich­ti­ger ist es, sich die Ver­gan­gen­heit immer wie­der vor Augen zu füh­ren, dar­an zu erin­nern und zu infor­mie­ren. In Chem­nitz, der euro­päi­schen Kul­tur­haupt­stadt 2025, eröff­ne­te dar­um im Früh­som­mer 2025 das NSU-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum, zu des­sen außer­ge­wöhn­li­cher Archi­tek­tur auch Gra­ph­i­s­oft einen Bei­trag leis­ten durfte.

Mit dem NSU-Kom­plex wur­de ein dunk­les Kapi­tel unse­rer jün­ge­ren deut­schen Geschich­te geschrie­ben: Zehn unschul­di­ge Men­schen, neun von ihnen wegen ihrer Her­kunft und eine jun­ge Poli­zei­be­am­tin im Dienst, sind zwi­schen 2000 und 2007 ermor­det wor­den; vie­le wei­te­re Opfer lei­den bis heu­te an kör­per­li­chen und see­li­schen Verletzungen.


Offe­nen Dia­log för­dern ohne gesell­schaft­li­che Barrieren

Die Auf­ar­bei­tung der unzäh­li­gen schwe­ren Straf­ta­ten von Uwe Bön­hardt, Uwe Mund­los und Bea­te Zsch­ä­pe, der Mor­de und der Hin­ter­grün­de ist trotz der Ver­ur­tei­lung 2018 eben­so wenig abge­schlos­sen wie die Trau­ma­ta der Über­le­ben­den und Hin­ter­blie­be­nen bewäl­tigt sind. In Chem­nitz, wo das Trio über Jah­re unter­tauch­te, ruft das ers­te NSU-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum in ganz Deutsch­land zum Erin­nern auf. Es lässt die Hin­ter­blie­be­nen zu Wort kom­men, beleuch­tet die Fak­ten zu Ermitt­lun­gen, Ermitt­lungs­pan­nen und Gerichts­pro­zes­sen und gibt Raum für eine sehr per­sön­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit dem The­ma NSU.

Der breit gefä­cher­te Dia­log, den die hin­ter dem Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum zum NSU-Kom­plex (dem ers­ten sei­ner Art in Deutsch­land) ste­hen­den Ver­ei­ne ASA-FF e.V., RAA Sach­sen e.V. und Initia­ti­ve Offe­ne Gesell­schaft e.V. gemein­sam mit und in der Stadt Chem­nitz füh­ren, spie­gelt sich auch in der Archi­tek­tur vor Ort wider: Betritt man den Haupt­zu­gang des Zen­trums vom his­to­ri­schen Johan­nis­platz aus, fällt die Offen­heit des zen­tra­len Aus­stel­lungs­rau­mes schon nach der Tür­schwel­le auf. In die­sem einen, gro­ßen Raum fühlt sich nie­mand aus­ge­grenzt. Ein groß­zü­gi­ger Will­kom­mens­be­reich mit einem Info­tre­sen, ver­schie­de­ne Tische, Stüh­le und Sitz­ge­le­gen­hei­ten laden zum Inne­hal­ten, Aus­ru­hen, Nach­den­ken und zum Aus­tausch ein. Danach betritt man die Aus­stel­lung mit den ver­schie­de­nen Sta­tio­nen und dem umfang­rei­chen Bild‑, Ton- und Akten­ma­te­ri­al. Die bis­her noch nie gezeig­ten Inhal­te und die gro­ße Men­ge detail­lier­ter Infor­ma­tio­nen ver­an­las­sen die Gäs­te der Aus­stel­lung, sich lan­ge und inten­siv mit der The­ma­tik zu befas­sen. Das geschul­te Per­so­nal ist dabei stets dezent in der Nähe von Besu­che­rin­nen und Besu­chern und nimmt sich ihrer Fra­gen und Kom­men­ta­re sach­kun­dig an.

Opfern wie Ange­hö­ri­gen Sicht­bar­keit verleihen

Die gute Ein­seh­bar­keit aller Aus­stel­lungs­be­rei­che in einem sze­nen­haft aus­ge­leuch­te­ten Raum und die Leich­tig­keit der Innen­ar­chi­tek­tur sol­len weder über die Wich­tig­keit des doku­men­tier­ten The­mas noch über die per­sön­li­chen Tra­gö­di­en von Opfern und Ange­hö­ri­gen hin­weg­täu­schen. Im Gegen­teil; ein erfah­re­nes Pro­jekt­team aus Archi­tek­tur, Szen­o­gra­fie, Innen­ar­chi­tek­tur und Fach­pla­nung schuf gemein­sam einen Ort, der jenen eine Sicht­bar­keit ver­leiht, über die man viel zu wenig wuss­te: den Opfern sowie ihren Ange­hö­ri­gen und deren Kampf um Gerechtigkeit.

 

Inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit – auch bei der Ausstellungsarchitektur

Dass Zusam­men­ar­beit und Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät bei Ent­wurf, Pla­nung und Rea­li­sie­rung des Pro­jekts not­wen­dig waren, zeigt der enge Zeit­plan: Pro­jekt­start war am 1. Novem­ber 2024, die Eröff­nung bereits am 25. Mai 2025. Lan­ge war nicht klar, ob das NSU-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum auch nach 2025 am Johan­nis­platz und in der Stadt Chem­nitz bleibt. Unter ande­rem auch des­halb wur­de kon­se­quent kreis­lauf­ge­recht geplant und gebaut. Hohe Vor­fer­ti­gung, Schraub- und Steck­ver­bin­dun­gen, die sich leicht wie­der tren­nen las­sen, und Mate­ria­li­en, die ein­fach in den Wert­stoff­kreis­lauf zurück­ge­ge­ben wer­den kön­nen, waren hier­für not­wen­dig. Denn nur so lässt sich gewähr­leis­ten, dass die kom­plet­te Inter­ven­ti­on inner­halb eines Monats wie­der zurück­ge­baut wer­den kann, wenn nötig.

Vor­fer­ti­gung, Kreis­lauf­ge­dan­ke und Inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit erfor­dern nicht allein klu­ge Köp­fe bei den Pro­jekt­be­tei­lig­ten, son­dern gleich­zei­tig die pas­sen­den Werk­zeu­ge in Ent­wurf, Pla­nung und Rea­li­sie­rung. Dar­um zöger­te Gra­ph­i­s­oft Deutsch­land nicht, als im Früh­jahr 2024 die Anfra­ge der Pro­jekt­ar­chi­tek­tin Esther Gers­ten­berg (für den Ver­ein Initia­ti­ve Offe­ne Gesell­schaft e.V.) ein­traf, ob das Unter­neh­men für die Pla­nung zwei kos­ten­freie Archi­cad-Lizen­zen zur Ver­fü­gung stel­len kön­ne. Die Soft­ware erwies sich für vie­le Ein­satz­be­rei­che als nütz­lich: Sowohl bei Stu­di­en und Vor­ent­wür­fen als auch bei der Erar­bei­tung der Grund­la­gen für die Aus­stel­lungs­dra­ma­tur­gie und bei den dar­auf­fol­gen­den Aus­schrei­bun­gen konn­te Archi­cad das Team unterstützen.

Weni­ge Mona­te nach der Eröff­nung steht fest, dass sich Zeit, Mühe und Arbeit für das Pro­jekt Offe­ner Pro­zess – ein Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum zum NSU-Kom­plex gelohnt haben. Das Zen­trum konn­te bis Mit­te August 2025 schon über 7.000 Besu­cher begrü­ßen, ins­ge­samt 65 Ver­an­stal­tun­gen sowie 6 Work­shops umset­zen. Die (über-)regionale und inter­na­tio­na­le Bericht­erstat­tung sowie zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen vor Ort haben dazu sicher einen wich­ti­gen Bei­trag geleis­tet. Haupt­grün­de sind jedoch das per­sön­li­che Enga­ge­ment aller Betei­lig­ten und das gemein­sa­me Ziel, einen Ort der Erin­ne­rung, Begeg­nung und der kri­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit den Ver­bre­chen des NSU zu schaffen.

Das NSU-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum in Chem­nitz ist ein wich­ti­ger Bau­stein für eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit demo­kra­tie­feind­li­chen und rechts­extre­men Bewe­gun­gen in Deutsch­land. Auf­klä­rung und ein offe­ner Dia­log – mit allen Sei­ten und poli­ti­schen Strö­mun­gen – sind hier­für unver­zicht­bar. Die dau­er­haf­te Finan­zie­rung sol­cher Pro­jek­te ist aller­dings kei­nes­wegs gesi­chert. Für das Zen­trum wird es vor­aus­sicht­lich mit Unter­stüt­zung des Frei­staa­tes Sach­sen wei­ter­ge­hen. In einer aktu­el­len Pres­se­mel­dung des Teams Offe­ner Pro­zess heißt es dazu: „Wir freu­en uns […] über den säch­si­schen Haus­halts­be­schluss und die poten­zi­el­le Wei­ter­fi­nan­zie­rung für 2026.“

Mehr Infor­ma­tio­nen über Offe­ner Pro­zess – ein Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum zum NSU-Kom­plex fin­den Sie hier: https://offener-prozess.de

Das aktu­el­le Pro­gramm des Doku­men­ta­ti­ons­zen­trums steht hier zur Ver­fü­gung:
https://offener-prozess.de/programm

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen über Gra­ph­i­s­oft und Archi­cad fin­den Sie unter:
https://www.graphisoft.com/de und https://www.graphisoft.com/at

Graphisoft leistet Beitrag zur Architektur des NSU Dokumentationszentrums in Chemnitz

In Chem­nitz, der euro­päi­schen Kul­tur­haupt­stadt 2025, eröff­ne­te im Früh­som­mer 2025 das NSU-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum, zu des­sen außer­ge­wöhn­li­cher Archi­tek­tur auch Gra­ph­i­s­oft sei­nen Bei­trag bei der Pla­nung leis­ten durf­te.
Foto © Tim West­phal, 2025

Über Gra­ph­i­s­oft

Gra­ph­i­s­oft hat mit Archi­cad 1984 die ers­te modell­ba­sier­te Pla­nungs­soft­ware – was heu­te als BIM gilt – auf den Markt gebracht. Das Arbei­ten mit Archi­cad ist Dank der benut­zer­freund­li­chen Ober­flä­che beson­ders intui­tiv und ermög­licht dem Anwen­der mit einem zen­tra­len Modell zu arbei­ten, aus dem sich alle Zeich­nun­gen und Berech­nun­gen live ablei­ten. Das Unter­neh­men ist dar­über hin­aus füh­rend in der Bran­che mit inno­va­ti­ven Lösun­gen wie der BIM­cloud®, die eine simul­ta­ne Zusam­men­ar­beit aller Part­ner ermög­licht. BIMx® von Gra­ph­i­s­oft ist die welt­weit füh­ren­de mobi­le Anwen­dung für den ein­fa­chen Zugriff auf BIM für Bau­her­ren und Pro­jekt­be­tei­lig­te. DDScad™ bie­tet dem Anwen­der intel­li­gen­te Werk­zeu­ge für die Elek­tro- und SHKL-Pla­nung, inte­grier­te Berech­nun­gen und umfas­sen­de Mög­lich­kei­ten zur Doku­men­ta­ti­on der gesam­ten tech­ni­schen Gebäu­de­aus­rüs­tung. Mit zahl­rei­chen Schnitt­stel­len zu ande­ren Soft­ware-Lösun­gen wird der Aus­tausch von 3D- und BIM-Infor­ma­tio­nen mit ande­ren Pla­nungs­part­nern, wie Trag­werks­pla­nern, Haus­tech­ni­kern oder Ener­gie­be­ra­tern beschleu­nigt und opti­miert. Für den BIM-basier­ten Daten­aus­tausch bil­det die IFC-Schnitt­stel­le die Basis für den OPEN BIM Pro­zess, also den offe­nen modell­ori­en­tier­ten Daten­aus­tausch. Gra­ph­i­s­oft ist Teil der Nemet­schek Group. Gra­ph­i­s­oft und Archi­cad sind ein­ge­tra­ge­ne Waren­zei­chen der Gra­ph­i­s­oft SE. Alle ande­ren Waren­zei­chen sind Eigen­tum der jewei­li­gen zuge­hö­ri­gen Firmen.


Über das Pro­jekt Offe­ner Pro­zess – ein Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum zum NSU-Komplex

Die Ver­ei­ne ASA-FF e.V., RAA Sach­sen e.V. und Initia­ti­ve Offe­ne Gesell­schaft e.V. schaf­fen mit die­sem Pro­jekt einen Bil­dungs- und Gedenk­ort in der Kul­tur­haupt­stadt 2025 Chem­nitz, der Betrof­fe­ne und ihre Per­spek­ti­ven stärkt, die Geschich­te des NSU-Kom­ple­xes kri­tisch beleuch­tet und Räu­me für gesell­schaft­li­che Refle­xi­on und Dia­log öff­net. Das Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum hält die Erin­ne­rung an die Men­schen wach, die durch die rechts­ter­ro­ris­ti­schen Täter des so genann­ten „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds“ (NSU) ermor­det wur­den. Es infor­miert über Hin­ter­grün­de und Ver­säum­nis­se im NSU-Kom­plex und dar­über, wel­che Leh­ren aus die­sen Ereig­nis­sen gezo­gen wer­den können.

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